Corporate Learning als Erweiterung des informellen Lernens
Informelles Lernen wird als Möglichkeit der Qualifikation meist unterschätzt, da der Nachweis erworbener Qualifikationen in Form von Abschlüssen oder Zertifikaten oft nur schwer möglich ist. Dabei erwerben wir die meisten unserer Qualifikationen, ob am Arbeitsplatz oder im privaten Umfeld, durch informelles Lernen.
Doch wie lässt sich der Erfolg informellen Lernens bewerten und wie lässt sich daraus eine Strategie entwickeln?
Bewertung oder Einschätzung von Leistung erfolgt nicht nur durch Zertifikate, sondern auch durch die Bewertung von anderen. Ein Arbeitszeugnis stellt so eine Form der Leistungsbewertung dar. Da es in den meisten Fällen am Ende eines Arbeitsverhältnisses ausgestellt wird, ist es immer geprägt durch das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zum Zeitpunkt der Kündigung. Zudem gibt es lediglich Auskunft über die Fähigkeiten imVerhältnis zum Arbeitsplatz. Ausserhalb der Arbeit erworbene Fähigkeiten bleiben unberücksichtigt.
Corporate Learning, also das Lernen mit anderen, bietet die Möglichkeit im Austausch mit anderen eigenständig Projekte zu bearbeiten und eine Einschätzung zu erhalten. Dieser Ansatz verlange es die Themen oder Projekte nach aussen zu präsentieren, um andere von meinen Qualitäten und meine Fähigkeiten zu überzeugen. Ein Ansatz kann das von John Stepper verfolgte Konzept des “Work out Loud” sein.
Working out Loud = observable work + narrating your work
Innerhalb eines “circle” trifft sich wöchentlich eine feste Gruppe, mit ganz unterschiedlichen Zielen und Fähigkeiten, um ihre Ideen vorzustellen und über ihren Projektstand zu berichten. Einzige Gemeinsamkeit ist der gleichzeitige Start und das Interesse sein Projekt über eine festen Zeitraum zu verfolgen, und Fortschritte und Rückschläge zu teilen. Dabei wird im ersten Treffen ein Zeitplan erstellt, der über die Laufzeit von 12 Wochen verfolgt wird. Er folgt einer vorgegebenen Choreografie, die für jede Woche eine übergeordnete Aufgabenstellung formuliert. Ziel ist es eine Arbeitsstrategie zu entwickeln, um Projekte erfolgreich voranzutreiben und unterschiedliche Kompetenzen zu fördern.
Kompetenzen der “Working out Loud” Strategie
by John Stepper
Wie ließe sich eine derartige Struktur auf schulisches Lernen übertragen?
Vor allem drei signifikante Elemente der “Working out Loud” Idee ließen sich auch auf schulisches Lernen übertragen:
- Kommunikation in einem kleinen Team
- ein festgelegter Strukturplan, der die einzelnen Phasen strukturiert
- keine gemeinsamen Ziele, sondern die Möglichkeit eigenständig ein selbstbestimmtes Ziel voranzutreiben
Insbesondere der letzte Punkt ist für eine erfolgreiche, auf die individuelle Förderung ausgerichtete Lernstrategie von Bedeutung, da nicht die Konkurenz untereinander gefördert wird sondern der Lösungsweg im Vordergrund steht. Im Sinn eines auf Diversität ausgerichteten Lehrkonzepts können individuelle Fähigkeiten ausgebaut und im Sinn einer ganzheitlichen Lernstategie vertieft werden. Dies verlangt jedoch die Entwicklung einer Lehrstrategie, die die Lehrenden und Mitarbeiter in ein gesamtheitliches Entwicklungskonzept einbezieht, um ein neues offenes Lehrkonzept zu verankern.
Welche Vorteile bietet ein auf Corporate Learning ausgerichtetes Bildungssytem?
Durch die starke Identifikation mit den selbstgesetzten Zielen werden Lerninhalte besser vertieft, das Persönlichkeitsprofil gestärkt und die Motivation erhöht. Dies hat nicht nur Vorteile im Bezug auf die eigene Einschätzung der Fähigkeiten sondern ermöglicht es auch Unternehmen Mitarbeiter besser einzusetzen.
Selbstständiges Arbeiten, Kommunikation und die schnelle Anpassung von Arbeitsprozessen werden in Zukunft den Arbeitsalltag wesentlich stärker bestimmen. Durch Disruption können ganze klassische Arbeitsbereiche wegfallen oder müssen sich neu erfinden. Je flexibler ein Unternehmen und somit auch seine Mitarbeiter sich veränderten Bedingungen anpassen können, desto erfolgreicher kann es auch am Markt bestehen.
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